Mit Kindern über Alltagsgefahren sprechen
Altersgerecht informierte, starke und selbstbewusste Kinder sind vor Gefahren im Alltag besser geschützt. Der sachliche Austausch über mögliche Gefahrensituationen und über individuell umsetzbare, persönliche Gegenwehrmaßnahmen schützt und stärkt Ihr Kind und gibt ihm Selbstvertrauen.
Kinder brauchen eine regelmäßige Auseinandersetzung mit der Thematik – immer sachlich und ermutigend. Angst ist kein guter Ratgeber. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, eigene Lösungen für Probleme und Schwierigkeiten zu ergründen. Diese persönliche Strategie schafft Selbstwirksamkeitserfahrung und Resilienz. Kinder sollen auch ihre Rechte kennen. Verbote und detaillierte Verhaltensvorgaben sind in diesem Zusammenhang nicht sinnvoll.
Um Gefahren vermeiden zu können, sollen Kinder lernen, diese gefährlichen Situationen zu erkennen und einzuschätzen. So können viele potentiell gefährliche Situationen vermieden werden. Das Bauchgefühl hilft Kindern dabei, ihre Grenzen zu erkennen.
Das Handlungsrepertoire der Kinder ist dabei grundverschieden: mit Worten, Mimik, Gestik und dem Auftreten können Kinder individuell empfundenen Grenzverletzungen entgegentreten.
Um das persönliche Handlungsrepertoire zu erweitern und diese Gegenwehrmaßnahmen in Stresssituationen abrufbar zu machen, ist es ratsam, gemeinsam mit dem Kind zu überlegen: „Was würdest du machen, wenn…?“.
Nehmen Sie die Ideen Ihres Kindes immer ernst und geben Sie gegebenen Falls unterstützend Alternativen zur Auswahl.
- „Du darfst dich wehren.“
- „Du darfst in Notsituationen schreien/spucken/treten.“
- „Du darfst wegrennen.“
- „Du darfst dir (erwachsene) Hilfe holen.“
Wichtig ist vordergründig, dass ihr Kind die eigene Idee als Gegenwehrmaßnahme auch umsetzen kann. Betonen Sie, dass Wegrennen und Hilfeholen tolle Ideen zur Gegenwehr sind.
Falls trotz aller Vorsicht etwas passiert ist, ist es wichtig, besonnen zu reagieren. Berichtet ihr Kind von Beobachtungen, (unangenehmen) Erfahrungen, Übergriffen oder Drohungen, glauben Sie ihm/ihr und hören Sie aufmerksam zu. Bohren Sie nicht nach und machen Sie dem Kind keine Vorwürfe.
Loben Sie es, weil es sich Ihnen anvertraut hat. Schimpfen Sie nicht, falls das Kind in der Situation nicht entsprechend reagieren konnte oder mit seiner eigenen Reaktion unzufrieden ist. Es wird sich sonst nicht mehr an Sie wenden.
Manchmal fällt es Kindern schwer, als erstes mit ihren Eltern über schwierige Erfahrungen zu reden, weil sie sich schämen, ihre Eltern nicht enttäuschen oder ihnen keine Sorgen machen wollen. Gerade wenn Kinder etwas getan haben, vor dem sie die Eltern gewarnt haben oder was verboten war, werden sie sich genau überlegen, wem sie was erzählen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, welchen Personen es - außer Ihnen - Geheimnisse oder schwierige Themen anvertrauen würde.
Sollte Sie Fragen haben, wenden Sie sich gern an den Kinderschutzbund oder an Ihre Polizei.